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Über das Archiv

Sergej O. Prokofieff Archiv in Dornach

Sergej Olegowitsch Prokofieff starb im Juli 2014. Anfangs 2015 entschieden Astrid Prokofieff und Hans Hasler, ein Archiv für den Nachlass von Sergej zu begründen. Dieses Archiv sollte verschiedene Aufgaben erfüllen.

Eine erste Aufgabe ist die Herausgabe der Werke von Sergej Prokofieff – er schrieb 56 Bücher. Heute bestehen über 300 Übersetzungen in 20 verschiedenen Sprachen. Die Arbeit an den Übersetzungen geht kontinuierlich weiter, jedes Jahr kommen einige neue Ausgaben dazu. Es geht aber auch um Neuauflagen früher erschienener Bücher.

Die Zusammenarbeit mit den Übersetzern und den Verlegern ist in erster Linie Aufgabe von Astrid. Sergej hat jede auf Deutsch erschienene Arbeit nochmals durchgelesen und Korrekturen sowie Ergänzungen dazugefügt. In Kürze erscheint zum Beispiel die zweite, korrigierte und erweiterte Auflage seines grundlegenden Werkes «Menschen mögen es hören». In der Folge müssten auch alle Übersetzungen bei Neuauflagen auf solche Korrekturen und Ergänzungen durchgesehen werden.

Sergej arbeitete bis zum Schluss seines Lebens. Nach seinem Tod erschienen noch zwei Bücher, die er nicht mehr selber herausgeben konnte. Das eine – «Rudolf Steiner und die Meister des esoterischen Christentums» – konnte 2018 publiziert werden. Das zweite – «Rudolf Steiner – Fragment einer spirituellen Biografie» – erschien 2020. Sergej hatte letzteres bereits in den 1980er Jahren zu schreiben begonnen, es war der Beginn eines grossen Projektes, das alle bekannten Inkarnationen von Rudolf Steiner umfassen sollte. Gründlich forschte er über die erste Inkarnation, über Enkidu und arbeitete drei auf Russisch geschriebene Kapitel in den letzten Monaten vor seinem Tod nochmals durch. Hans Hasler übersetzte diese Kapitel ins Deutsche, während ein Freund von Sergej aus England, Simon Blaxland-de Lange, es ins Englische übersetzte. Sergej war es nicht mehr möglich, ebenso gründlich über die weiteren Inkarnationen zu schreiben, aber er diktiere seiner Sekretärin ein viertes Kapitel auf Deutsch zu den weiteren Inkarnationen von Aristoteles bis zu Thomas von Aquin. Beide Bücher sind auch auf Russisch und in verschiedenen anderen Sprachen erschienen.

Eine zweite Aufgabe besteht in der Erfassung, Ordnung und elektronischen Registrierung der vielen Dokumente: Manuskripte, Entwürfe, Briefe, Notizen und Studienmaterialien. Das ist im Wesentlichen die Aufgabe von Hans Hasler. Seine letzte Arbeit bestand zum Beispiel darin, ausser den vielen Briefen auf Papier auch 103’000 Emails und 1600 elektronische Briefe aus dem Computer der Sekretärin von Sergej durchzusehen; jeder Brief musste gelesen und dann entschieden werden, ob es sich lohnt ihn so aufzubewahren, dass er über die Datenbank auch systematisch wieder gefunden werden kann. Für die Dokumente ist bisher der Inhalt von rund 80 Archivschachteln geordnet und registriert worden.

Eine dritte Aufgabe, die erst vor Kurzem angegangen werden konnte, ist die Erhaltung und Erfassung der grossen anthroposophischen und allgemeinen Bibliothek in russischer und deutscher Sprache. Als Sergej 2001 Mitglied des Vorstandes am Goetheanum wurde, liess er im Haus, das der Architekt Ulrich Oelssner für ihn erbaute, einen grossen Raum für die Bibliothek sowie ein Büro einrichten. Für eine spätere Nutzung dieser über 7000 Bücher ist eine Erfassung und Systematisierung notwendig.

Das Aufsetzen und die weitere Entwicklung der Internetseite ist eine vierte Aufgabe. Hier sind alle Bücher von Sergej, inbegriffen sämtliche Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen abrufbar. Die Seite muss aber noch erweitert und ergänzt werden.

Es sei aber auch auf die nächsten Projekte hingewiesen. Anfangs 2021 begannen Astrid und Hans Freunde von Sergej aufzufordern, ihre Erinnerungen an ihn aufzuschreiben. Aus diesen Schilderungen entsteht ein Buch, das noch vor Ende 2023 auf Deutsch erscheinen wird – es besteht die Hoffnung, es auch in weiteren Sprachen zu publizieren. Ein weiteres Projekt, das erst in den Anfängen steckt, ist eine Sammlung der vielen Aufsätze, die im Laufe seiner Tätigkeit in verschiedenen Zeitschriften publiziert worden sind.

Ende 2022 haben Astrid, Hans und einige Freunde den Verein «Sergej O. Prokofieff Archiv» begründet. Dieser Verein soll gewährleisten, dass die Aufgaben des Archivs in Zukunft professionell erfüllt werden. Auch ein Beraterkreis ist gebildet worden, der sich einmal im Jahr trifft.

Wichtig erscheint uns Folgendes: Das Sergej O. Prokofieff Archiv soll ein Ort sein, an den man sich mit Fragen wenden kann, die die Arbeiten von Sergej, die Bibliothek, die Dokumente und die Ereignisse in Zusammenhang mit seinem Nachlass betreffen. Es geht dabei nicht darum, den Blick nur zurück auf das Wirken von Sergej zu richten, sondern vielmehr um den Blick in die Zukunft: Wie können die Forschungen von Sergej uns helfen, Rudolf Steiner, die Anthroposophie, die Probleme unserer Zeit und unsere zukünftigen Aufgaben besser zu verstehen. Die Mitarbeiter des Archivs sind immer bereit, auf Fragen zu antworten. Wir hoffen, dass sich die Zusammenarbeit vor allem mit den russischen Freunden, den Übersetzern und den Verlegern vertiefen und erweitern kann.

Interview von Mischa Sajanow mit Hans Hasler
aus dem Russischen übersetzt.
04.06.2023

Sergej O. Prokofieff Archiv
Dorneckstrasse 85, 4143 Dornach, Schweiz
www.sergej-o-prokofieff-archiv.org
info@sergej-o-prokofieff-archiv.org